Widmar Hader und seine Oper „Jan Hus“

Der große sudetendeutsche Komponist, Dirigent und Musikhistoriker Widmar Hader ist am 6. Januar 2023, am Fest der Heiligen Drei Könige, von uns gegangen.

(Foto: Petra Flath)

Widmar Hader ist 1941 in Elbogen im Egerland geboren. Nach der Vertreibung kam er mit seiner Familie nach Bad Reichenhall, wo er das Abitur machte und auch einen guten Musikunterricht erhielt, wie er immer erzählte. Musik studierte er am Mozarteum in Salzburg und an der Musikhochschule in Stuttgart (für das Höhere Lehramt an Gymnasien und Komposition). Dem schloss sich noch ein Studium in Philosophie und Politologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, u.a. bei dem späteren Kultusminister Prof. Dr. Hans Maier. In Stuttgart war er von 1968 bis 1990 als Komponist, Musiklehrer und Dirigent tätig, daneben hatte er einen Lehrauftrag für Tonsatz und Gehörbildung an der Kirchenmusikschule Rottenburg a. N.

Hader war unermüdlich als Gründer und Organisator tätig, vor allem auch für die Sudetendeutsche Sache. So gründete er die Südmährische Sing- und Spielschar, die Sudetendeutschen Musiktage im der Benediktinerabtei Rohr bei Regensburg und leitete alles Jahre- und Jahrzehntelang mit höchstem Engagement und mit den größten Erfolgen. Er führte überall viele böhmische, mährische und sudetenschlesische Kompositionen auf, darunter auch etliche Uraufführungen eigener großartiger Werke. In Laufe der Zeit wurde er weltweit bekannt und unternahm Tourneen als Dirigent (aber auch als Gastdozent an Universitäten) nicht nur in Europa, sondern auch in den USA, Südamerika, Südafrika, Israel, usw.

Eine außerordentlich bedeutende Leistung war die Gründung und Leitung des Sudetendeutschen Musikinstituts in Regensburg (eine Institution des Regierungsbezirks Oberpfalz). Unter seiner Leitung erlangte dieses Institut allseits eine große Beachtung und Anerkennung. Sein zweibändiges „Lexikon der deutschen Musikkultur in Böhmen, Mähren und Sudetenschlesien“ stellt eine großartige Leistung dar und sucht seinesgleichen. Als Direktor dieses Instituts schloss er Kooperationsverträge mit musikwissenschaftlichen Lehrstühlen und Forschungsinstitutionen der Universitäten in Brünn, Olmütz und Ostrau sowie mit der Tschechischen Akademie der Wissenschaften. Er selbst war jahrelang nicht nur Mitglied der Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaften und Künste, sondern auch deren langjähriger Vizepräsident. Darüber hinaus wirkte er auch als Fachgruppenleiter für Musik bei der Künstler-Gilde in Esslingen maßgeblich mit.

Auszeichnungen blieben nicht aus, darunter das Bundesverdienstkreuz am Bande, der Johann-Wenzel-Stamitz-Preis, die Adalbert-Stifter-Medaille, der Große Sudetendeutsche Kulturpreis, die Pro-meritis-Medaille der Sudetendeutschen Akademie und zuletzt die Pro-Arte-Medaille der Künstler-Gilde Esslingen (durch Dr. Dietmar Gräf, seinem Nachfolger als Fachgruppenleiter) im letzten November im Festsaal des Bezirks Oberpfalz.

Seine Werke sind schwer zu überblicken und umfassen fast alle Gattungen der modernen klassischen Musik. Eine Auswahl ist schwer zu treffen und wird hier nur ansatzweise versucht. Es entstanden: Fragen an die Orgel, Fünf Legenden für Klavier, Nomoi für Streichorchester und Schlagzeug, Divertimento für Trompete und Streichorchester, Sentenz für Violine und Cembalo, Das Martyrium des Heiligen Veit für Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott, Cantus Traductus für Posaune und großes Orchester, Sonata venatoria für Clarinhorn oder Flügelhorn und Streichquintett, Mystische Betrachtungen nach Sinnsprüchen aus dem Cherubinischen Wandersmann von Angelus Silesius für Orgel, Lebensläufe für Bariton und großes Orchester, Signaturen für Klarinette und Streichquartett, Stiftergesänge für Singstimme und Klavier usw. usf.

Besonders hervorzuheben ist seine Oper „Jan Hus“ für Solisten, Chor und Orchester. Dieses Meisterwerk auf das Libretto von Rudolf Mayer-Freiwaldau (auch Sudetendeutscher) harrt noch der Uraufführung. Es ist leider trotz intensiver Bemühungen nicht gelungen, dass der Komponist Widmar Hader diese selbst erleben durfte. Seine Familie (insbesondere die Tochter Astrid Hader) sowie der Verfasser dieses Nachrufs als auch die Hausner-Stiftung unter Rechtsanwalt Dr. von Herget arbeiten mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln an dieser noch anstehenden Uraufführung. Wir hoffen, dass die Verhandlungen mit dem Theater Regensburg dieses große Ziel erreichen. Viele werden das Werk von Widmar Hader weiterleben lassen, darunter seine Familie, die ihn immer unterstützt hat (seine Ehefrau Ingrid Hader, seine Töchter Astrid und Ulrike Hader, sein Sohn, der Musiker, Musikwissenschaftler und Verleger – Laurentius Musikverlag, Frankfurt a.M. – Dr. Wolfram Hader, seine Freunde, Musiker, Notenverlage und Veranstalter. Als überzeugter praktizierender Christ wird Widmar mit Sicherheit diese Aufführungen, vor allem die Uraufführung seiner großen Oper „Jan Hus“ in glorifizierter Art und Weise im Paradiese miterleben!

Dr. phil. Dietmar Gräf M.A.